• Unser Schulname

      •     Der Name unserer Schule "Geschwister Scholl"

            Unserer Schule, gegründet 1909 als Mädchenschule, wurde der ehrenvolle
            Name „Geschwister Scholl“ verliehen. Aber wer weiß schon Genaueres
            über die Namensgeber? Es ist lohnenswert, diese Wissenslücken zu
            schließen und die Geschwister Scholl kennenzulernen.

         

         

        Die Geschwister Scholl waren eigentlich fünf, nämlich Inge, Hans, Elisabeth, Sophie und Werner. Ihre Eltern waren Robert und Magdalene Scholl, geb. Müller, die 1916 geheiratet hatten. Der Vater war zunächst Bürgermeister von Ingersheim –Altomünster, von 1920 bis 1930 von Forchtenberg am Kocher. Er war sehr engagiert und fortschrittlich, sei es, ob er Bahnverbindungen und Kanalisation bauen ließ oder Freizeitbeschäftigungen für Kinder organisierte. Später arbeitete Robert Scholl als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in Ulm, wohin die Familie 1932 umzog. Seine Frau Magdalene hatte pflegerische Tätigkeiten erlernt, war Krankenschwester im Diakonissenhaus Schwäbisch – Hall geworden und hatte schon vor dem ersten Weltkrieg eine Kinderkrippe gegründet. Die fünf Kinder wuchsen in einem christlich orientierten, liebevollen Elternhaus voller Bücher,Musik und mit vielen Freiheiten auf. Skeptisch sahen die Eltern die anfängliche Begeisterung der Kinder für die Hitlerjugend und den Bund deutscher Mädchen. Die Schwärmerei für Fahnen und Aufmärsche verflog schnell. Geistige Heimat wurden dann katholische Jugendgruppen wie z.B. das Ulmer Jungvolk, bis diese verboten wurden.


        Wenn heute von den Geschwistern Scholl gesprochen wird, dann sind damit Hans und Sophie gemeint, als Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.
        Hans Fritz Scholl wurde am 22. September 1918 in Ingersheim an der Jagst geboren. In Ulm schloss er die Schule mit dem Abitur ab. Nach der ersten Begeisterung als Fahnenträger bei der HJ schloss Hans sich dem Ulmer Jungvolk an. Er wurde wegen „bündischer Umtriebe“ sogar kurzzeitig verhaftet. Hans bekehrte sich dann zur katholischen Religion. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Predigten des Bischofs von Münster und der Widerstandsaufruf des Clemens August Graf von Galen, welche vervielfältigt und weitergereicht wurden. Nach Hans` Abitur folgten Reichsarbeitsdienst und Einberufung zur Wehrmacht. 1939 nahm Hans Scholl sein Medizinstudium in München auf; in den Semesterferien musste er als Sanitäter zur Front.


        Inzwischen hatte Sophie, geboren am 22. Mai 1921 als Sophia Magdalena Scholl in Forchtenberg am Kocher, 1940 ihr Abitur bestanden. Sie war im Anschluss an das Fröbel-Seminar nach Ulm – Söflingen gegangen, musste ein halbes Jahr Reichsarbeitsdienst leisten und als Hortnerin im Kriegshilfdienst arbeiten. Sophie verlobte sich mit Fritz Hartnagel. Obwohl sie die Kunst liebte und eine eifrige und begabte Zeichnerin war, nahm sie im Mai 1942 ein Studium der Philosophie und Biologie auf. So kam Sophie ebenfalls nach München und wohnte mit Hans zur Untermiete. Schnell knüpfte Sophie Kontakte zu Philosophen, Künstlern und Schriftstellern. Sie lernte natürlich auch Hans` enge Freunde Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf kennen und ihr blieb nicht verborgen, dass die Freunde sich im Widerstand gegen Hitler organisiert hatten. Im Atelier des befreundeten Malers und Architekten Manfred Eickemayer, der meist in Warschau arbeitete, traf sich die Gruppe unter dem Decknamen „Weiße Rose“. Dort wurden die Flugblätter getippt und im Keller Joseph Söhngens vervielfältigt, wurden Aktivitäten besprochen. Im Juni und Juli 1942 erschienen die Flugblätter I bis IV, die zum passiven Widerstand gegen den Krieg und zur Sabotage aufriefen. Sie wurden meist ca. 3000mal gedruckt und verteilt. Sophie half besonders bei der schwierigen Beschaffung von Papier und Briefmarken, alles war ja rationiert. Die Flugblätter wurden an Bekannte per Post verschickt. Die Gestapo ermittelte bereits und man machte sich mit Papier- und Briefmarkenkauf verdächtig. Nach einigen ermutigenden Äußerungen in Vorlesungen sprach die Gruppe auch Professor Kurt Huber an und bat ihn um Beteiligung am Widerstand. Nach anfänglichen Bedenken – er wollte, dass sich diese klugen, aufrichtigen jungen Leute für den Neuanfang nach Hitler retten – wirkte er mit. Von April bis Anfang November 1942 mussten Hans, Christoph und Alexander zum Fronteinsatz nach Russland. Auf Grund der Sprachkenntnis Alex Schmorells, der ja eine russische Mutter hatte und in Russland geboren war, knüpften sie Freundschaften mit der russischen Zivilbevölkerung. Gleichzeitig erlebten die Freunde, welche grauenhaften Verbrechen die Wehrmacht vor allem an der Zivilbevölkerung beging. Sie beschlossen, den Widerstand zu verstärken und sich nicht mehr nur an die Intellektuellen zu richten, sondern auch Arbeiter usw. zum Widerstand aufzurufen. Alte Schulfreunde wurden vorsichtig ausgewählt und um Unterstützung gebeten. Sie verschickten und verteilten Flugblätter. Sophies Verhältnis zu ihrem Verlobten kühlte ein wenig ab; er hatte berechtigte Ängste und hielt Widerstand für sinnlos, da er keine Aussicht auf Erfolg sah.


        Weitere Flugblätter, nun kürzer und einfacher formuliert, wurden gemeinsam verfasst, vervielfältigt und verteilt. Traute Lafrenz, Hans` Freundin, sowie Otl Aicher, Susanne und Hans Hirzel und andere waren nun an der Verteilung der Flugblätter beteiligt. Im Februar 1943 bemalte die Gruppe nachts in der Münchner Innenstadt und auf dem Universitätsgelände Häuserwände mit riesigen Buchstaben in schwarzer, schwer entfernbarer Teerfarbe mit den Losungen „Freiheit“, „Nieder mit Hitler“ und durchgestrichenen Hakenkreuzen. Die Ermittlungen der Gestapo liefen bereits auf Hochtouren und die Gefahr, entdeckt zu werden, wuchs. Den besorgten Eltern Scholl wurden von Bekannten anonym erhaltene Flugblätter zugespielt mit der Frage, ob ihre Kinder damit zu tun hätten.


        Lange beschäftigte sich die „Weiße Rose“ mit der Frage der Anwendung von Gewalt gegen die Hitlerregierung. Von ihrer christlichen Erziehung geprägt, lehnte die Gruppe Gewalt ab. Hans begab sich eigens für eine Woche in ein Kloster, um im Gebet, Bibellesen und Gespräch eine Antwort darauf zu finden, ob Gewalt in diesem Ausnahmefalle zu rechtfertigen sei. Schließlich begann die Gruppe, Waffen zu organisieren; ein Kontakt zum Kreis um Stauffenberg wurde geknüpft.


        Das sechste Flugblatt, von Prof. Huber verfasst, wurde verteilt. Sophie und Hans nahmen am 18. Februar 1943 einen ganzen Koffer voll mit in die Uni und legten sie kurz vor dem Ende der Vorlesungen aus. Der Pedell der Uni stellte Hans und Sophie und hielt sie fest, die Gestapo wurde alarmiert. Noch in der Nacht wurden auch Christoph Probst und Willi Graf verhaftet.


        Bei den Verhören versuchte Kommissar Robert Mohr zunächst, Sophie dazu zu bringen, nichts zu gestehen. Man konnte ihr noch keine Beteiligung am „Hochverrat“ nachweisen. Doch Sophie versuchte, ihn von der Notwendigkeit des Widerstands zu überzeugen. Unter den Gefangenen gab es große Sympathie und kleine Beweise der Unterstützung und Anerkennung für die „Weiße Rose“, so wurden ihnen Suppe und Brot in die Zellen geschmuggelt oder eine Zigarette mit der Aufschrift „Freiheit“. An diesem Tag rief Goebbels die Deutschen zum „Totalen Krieg“ auf.


        Der Volksgerichtshof wurde ungewöhnlich schnell einberufen. Dessen Erster Senat mit Roland Freisler reiste für diesen spektakulären Fall persönlich per Flugzeug an, um den Vorsitz zu übernehmen. Es ging um einen reinen Schauprozess. Bereits am 22. Februar 1943 wurden die Todesurteile verkündet. Von Freunden waren Robert und Magdalene Scholl benachrichtigt worden und schnellstens nach München gereist. Sie verschafften sich Zutritt zum Gerichtssaal. Robert Scholl versuchte, die Verteidigung seiner Kinder zu übernehmen, wurde aber des Saales verwiesen.


        Noch am Tag der Urteilsverkündung, gegen 17 Uhr, wurden Hans und Sophie durch das Fallbeil hingerichtet. Am 24. Februar gelang der Gestapo Alexander Schmorells Verhaftung. Am 27. Februar wurden Prof. Huber und die Familie Scholl inhaftiert, Robert blieb 18 Monate im Zuchthaus. Am 19. April folgten die Todesurteile für Willi Graf, Alex Schmorell und Prof. Huber. Willi Graf wurde „erst“ am 12. Oktober 1943 hingerichtet. Man hatte ihn am Leben gelassen, mit der Absicht, in Verhören mehr über die anderen Mitglieder und Freunde der „Weißen Rose“ zu erfahren. Noch im April 1945, als die Niederlage im Krieg für jeden offensichtlich war, wurde ein Prozess gegen den Hamburger Zweig der Gruppe geführt.


        Sophie Scholl war 21Jahre jung und Hans Scholl 23, als sie ermordet wurden. Diese lebensfrohen, gebildeten und mutigen jungen Menschen hatten ein demokratisches, friedliebendes Deutschland nach Hitler als Ziel. Auch wenn unsere Demokratie unvollkommen ist, sollten wir sie stärken und uns einbringen, um nie wieder eine menschenverachtende, rassistische, von Gewalt und Angst geprägte Diktatur zuzulassen. Im Hinblick auf Zivilcourage und Mut, gegen Unrecht, Rassismus und Gewalt einzutreten und nicht wegzusehen, können Hans und Sophie Scholl jedem von uns ein Beispiel und Vorbild sein.